Erfordert die chronische Mandelentzündung eine Tonsillektomie?

Unter dem Begriff chronische Mandelentzündung versteht man eine Mandelentzündung, die mehr als vier Mal jährlich mit Antibiotika behandelt werden muss.

Diese endet meist mit einer Tonsillektomie (Mandeloperation), bei der die Mandeln entfernt werden.

Ist eine Tonsillektomie für die chronische Mandelentzündung wirklich die beste Behandlungsmethode?

Obwohl die Tonsillektomie (operative Mandelentfernung) als Routine-Operation gilt, entschließt man sich nicht ohne weiteres dazu. Schließlich handelt es sich hierbei um einen chirurgischen Eingriff, der, wie jeder andere auch, gewisse Risiken mit sich bringt.

Diese äußern sich vor allem in Nachblutungen, die bei 1 – 6 % der Patienten auftreten, und zwar am Tag der Tonsillektomie, am Tag danach oder sogar erst nach einer Woche. Diese Nachblutungen sind die Folge der Ablösung des Schorfs.

Während Kinder nach einer Tonsillektomie bald wieder fit sind, leiden Erwachsene nach der Mandeloperation oft unter starken Schmerzen, die sogar bis zu vier Wochen andauern können.

Zwar kann die Mandelentzündung Menschen jedes Alters treffen, doch meist tritt diese im Kindes- und Jugendalter auf. Die Tonsillektomie sollte dann am besten bereits in diesen Jahren durchgeführt werden. (Bei Kindern unter 4-6 Jahren sollte jedoch nur dann eine Mandeloperation durchgeführt werden, wenn es gar nicht anders geht.)

Sobald nach der Untersuchung bestätigt wird, dass es sich um eine chronische Mandelentzündung handelt, raten die meisten Ärzte zu einer Tonsillektomie. Wenn man die Risiken kennt, die eine chronische Mandelentzündung birgt, klingt dieser Rat verständlich.

Die Gefahren einer chronischen Mandelentzündung

Wird eine Mandelentzündung rechtzeitig behandelt, hat man diese in der Regel bereits nach ein bis zwei Wochen hinter sich. Ist dies jedoch nicht der Fall, kehrt die Entzündung wieder zurück und muss erneut behandelt werden.

Wenn der Infekt schließlich länger als drei Monate anhält, lautet die Diagnose: chronische Mandelentzündung.

Der Infekt selbst ist sowohl bei der akuten Mandelentzündung, als auch bei der chronischen Form sehr ansteckend. Er wird durch die Tröpfcheninfektion übertragen, so dass man andere selbst durch das Sprechen gefährden kann.

Die Erreger selbst sind Bakterien, vor allem die Bakterienarten Streptokokkus pyogenes, Pneumokokken, Staphylokokken und Homophilus influenza.

Je länger die Infektion anhält, desto mehr werden die Mandeln beschädigt. Mit der Zeit zerklüften die Mandeln und bilden vernarbte Krater. In diesen sammeln sich entzündliches Gewebe und Abwehrzellen immer mehr an und die Entzündung wird infolge dessen in den Gang gehalten.

Die Symptome, die mit einer akuten Mandelentzündung (Angina) verbunden sind, müssen bei einer chronischen Form nicht unbedingt auftreten.

Anstatt Fieber, Erschöpfung, Kopfschmerzen und starken Schmerzen beim Schlucken treten bei der chronischen Mandelentzündung häufig nur leichte Schluckbeschwerden, sowie Mundgeruch und ein leichtes Kratzen im Hals auf.

Die Halslymphknoten sind bei der chronischen Mandelentzündung meist angeschwollen, schmerzen jedoch nicht. Wird bei der Untersuchung schließlich auf die Mandeln gedrückt, tritt Eiter aus. Die Mandeln selbst können sowohl vergrößert als auch verkleinert sein.

Die Behandlung mit Antibiotika ist im Falle einer akuten Mandelentzündung sehr hilfreich. Die chronische Mandelentzündung dagegen erfordert die Behandlung durch Antibiotika alle paar Monate. Dies ist auf längere Zeit keine Lösung – zumal neben Antibiotika-Resistenz auch das Immunsystem geschwächt wird und der Körper dadurch anfälliger wird und auch andere Krankheitserreger, Viren, Pilze etc. leichtes Spiel haben.

Außerdem stellt die chronische Mandelentzündung einen permanenten Infektionsherd dar. Dieser ist oft der Ausgangspunkt weiterer Entzündungen, wie z.B. der Nierenentzündungen, der Entzündungen der Gelenke, des rheumatischen Fiebers usw.

Diese wiederum können starke Schäden an den einzelnen Organen auslösen. Selbst ein Herzklappenfehler ist infolge der Herzentzündung nicht auszuschließen, wobei die Herzentzündung durch die chronische Mandelentzündung ausgelöst werden kann.

Wenn die Infektionserreger schließlich in die Blutbahn gelangen, kann es selbst zu einer Blutvergiftung kommen.

Der Rat zu einer Tonsillektomie ist also verständlich und soll der Vorbeugung vor möglichen Komplikationen dienen. Schließlich stellt die Mandeloperation im Falle der chronischen Mandelentzündung die beste Therapiemöglichkeit dar.

Chronische Mandelentzündung vorbeugen

Der akuten Mandelentzündung, die schließlich in eine chronische übergehen kann, kann durch die gesunde Lebensweise vorgebeugt werden.

Die Stärkung der eigenen Abwehrkräfte mindert die Chance zu Entzündungen generell. Kommt es trotzdem zu einer Mandelentzündung, muss diese rechtzeitig behandelt werden. Die Behandlung sollte auch keinesfalls zu früh abgebrochen werden.

Daher sollten Sie einen Arzt Ihres Vertrauens aufsuchen, sobald die ersten Symptome auftreten. Wenn Sie dies nämlich zu lange aufschieben, erhöht sich die Möglichkeit einer chronischen Mandelentzündung mit jedem Tag.

Und damit auch die Notwendigkeit einer Tonsillektomie, die schließlich erforderlich ist. Dies, sowie die hohe Ansteckungsgefahr Ihrer Mitmenschen, sollten wirklich jede Angst vor dem Arztbesuch übertreffen.

Denn schließlich sollten Sie mit dem eigenen Körper verantwortungsbewusst umgehen, wenn Sie ihn so lang wie möglich gesund behalten wollen.